Was ist eigentlich eine Viola? (Und was ist der Unterschied zwischen Viola und Violine?)

Bei meinen Auftritten kriege ich ganz oft zu hören: „Oooh, deine Geige klingt aber schön tief – und so gefühlvoll. Der Klang berührt mich wirklich.“ Ich nicke, lächle und bedanke mich und denke: Jou! Sehr lieb gemeint, wieder mal hat jemand sehr genau die Eigenheiten einer Viola rausgehört … und doch sofort an eine Geige (Violine) gedacht.

Was ist das eigentlich, eine Viola? Was macht ihre Besonderheiten aus? Und warum wird sie so oft mit der Geige (Violine) verwechselt? Ich erkläre es euch in diesem Blogartikel …

Wie entstand die Viola? Eine kleine Historie…

Die Viola, auch Bratsche genannt, ist die große und auch ältere Schwester der Violine. Beide entwickelten sich aus mittelalterlichen Streichinstrumenten wie beispielsweise der Fidel.

In der traditionsreichen italienischen Geigenbauer – Stadt Cremona entstand dann die Violine (Geige) um 1525 in ihrer heutigen Form. Das Wort Violine bedeutet auf italienisch nichts anderes als kleine Viola.

Wie wird die Viola gespielt?

Die Spieltechnik von Violine und Viola ist sehr ähnlich. Die Viola wird auch auf die linke Schulter gelegt und sieht tatsächlich fast wie eine Geige aus. Sie ist lediglich ein bisschen größer und wenn man keine Geige zum Vergleich in der Nähe hat, ist der Unterschied für die meisten Leute überhaupt nicht zu merken. Um einer Viola schöne Klänge zu entlocken, braucht man beim Spielen etwas mehr Schwung als bei einer Violine. Außerdem sind wegen der größeren Griffweiten große Hände eindeutig ein Vorteil.

Wie klingt eine Viola?

Eine Viola klingt insgesamt etwas tiefer als eine Violine. Sie hat keine hohe E – , sondern stattdessen eine tiefe C – Saite und kann fünf Töne weiter nach unten spielen.

Durch ihre im Vergleich zur Violine etwas tiefere Stimmung liegt die Viola ziemlich genau im gleichen Register wie die menschliche Stimme. Popsongs und Oldies lassen sich so wunderbar interpretieren. In „Somewhere over the rainbow“ von Harold Arlen aus dem Film „Der Zauberer von Oz“ könnt ihr mal hören, wie eine Viola sich so anhört.

Die Viola hat noch mehr klangliche Möglichkeiten als die Geige. Sie kann luftig und frei klingen, leise Töne dahin flüstern, warme weiche Klänge von sich geben, aber bei Bedarf durchaus auch voll und laut klingen. Sie kann erzählen, weinen und lachen, frech oder unglaublich melancholisch sein. Durch den größeren Resonanzkörper ist eine Viola auch etwas lauter als die Geige. Das ist vor allem gut für Pop – und Rocksongs, wo es auch mal rauh und kräftig sein darf. Hier hört ihr wie Andreas Bouranis „Ein Hoch auf uns“ mit einer Viola klingt.

Wieso ist die Viola eher unbekannt?

Da gibt es viele Gründe … Im Orchester spielt sie bei den Streichern die 3. Stimme und ist auf diese Weise ziemlich gut zwischen den Geigen und Celli versteckt. Durch den geringen Größenunterschied sieht es so aus, als ob in einem Orchester ausschließlich viele Geigen sitzen.

Doch die Viola hat eine wichtige Aufgabe im Orchester: Mit ihrem warmen, runden, leicht rauchigem Klang verbindet sie hohe und tiefe Streicher und macht so den Orchesterklang komplett.

Jedes Instrument zieht gewisse Typen an. Die Viola wird meist von eher zurückhaltenden, sanften Menschen gespielt, die sich nicht so gerne ins Rampenlicht stellen … auch ein Grund, warum die Viola so lange ein Schattendasein führte.

Die Viola als Soloinstrument

Bis auf einige Ausnahmen wurde die Viola erst im 20. Jahrhundert von den Komponisten so richtig entdeckt und es entstanden einige wunderschöne Viola – Konzerte (z.B. von Bartok und Hindemith).

Im Popmusik – Bereich, wo es neben guter Beherrschung des Instruments auch auf gewissen Show – Talente ankommt, sind Viola – Spieler bisher leider kaum zu finden. Wie gesagt, sie sind meist eher ruhige Zeitgenossen. Außerdem gibt es ganz schlicht und einfach nicht so viele von ihnen.

Am liebsten spielen Bratschisten mit anderen Musikern zusammen. Viola und Klavier, Viola und Harfe, Viola im Streichtrio – oder Quartett – in diesen Ensembles kommt sie richtig zur Geltung. Eine eher seltene, aber umso schönere Kombination ist Viola und Gitarre. Die Gitarre bringt einen Hauch Klassik, eine Prise Latin, Jazz – und Popfeeling und bei Bedarf auch noch einen Schuss Lagerfeuergemütlichkeit mit – und so ist die Kombination Viola und Gitarre stilistisch sehr vielfältig.

Fazit: Eine Violine zur Hochzeit ist toll, aber eine Viola zur Vermählung ist etwas wirklich besonderes.

Wenn ihr noch mehr zum Thema Viola/Violine wissen wollt, schaut doch mal bei Paganino vorbei. Eine sehr gute Website für Informationen auch rund um das gesamte Thema Streichinstrumente.